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An der estnischen Ostseeküste, ganz im Norden des Landes, nicht weit entfernt von der Hauptstadt Tallin, liegt ein großes Naturschutzgebiet: der Lahemaa-Nationalpark. Seit 1971 steht die ganze Region unter Naturschutz, damit war Lahemaa der erste Nationalpark in der gesamten Sowjetunion.
Lahemaa bedeutet auf Estnisch "Land der Buchten". Entlang der Küste erstrecken sich vier Halbinseln, sieben Flüsse und ein riesiges Ur-Waldgebiet. Der Park ist dünn besiedelt, dadurch kann sich die Natur ganz unberührt entfalten. Die meisten Dörfer finden sich entlang der Küste, einige, wie das alte Kapitänsdorf Käsmu, sind heute vor allem bei Künstlern beliebt. Das alljährlich stattfindende Musikfestival Viru Folk zieht im Sommer viele Besucher an. In Käsmu finden sich auch die meisten Findlinge in Lahemaa. Große Felsbrocken, die vor Tausenden von Jahren mit der Eisschmelze an die Küste geschwemmt wurden und heute unter besonderem Schutz stehen. Hier gibt es einen Fluss, in dem noch Perlenmuscheln leben. In ganz Nordeuropa sind sie vom Aussterben bedroht. Hier werden sie liebevoll gepflegt und erhalten. Weitere Besonderheiten: der alte Sowjet U-Boot-Hafen Hara, der inzwischen verfällt und Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler inspiriert, eine große Braunbärenpopulation und alte Gutshäuser, in denen im 19. Jahrhundert vor allem deutsch-baltische und schwedische Adelige gelebt haben. Das größte von ihnen ist das Gut Kolga, das eine bewegte Geschichte hat und erst in jüngster Zeit von Kunststudenten restauriert wird.