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Indiens Klima ist vor allem für die Monsunregen bekannt, die an ihrem Höhepunkt bis zu 17 Millionen Tonnen Wasser pro Minute über das Land ergießen. – Ein Film über die Kraft des Klimas. Nicht minder beeindruckend ist das andere Extrem: die Zeit der Dürre. An deren Höhepunkt lassen die Teak-Wälder in Zentralindien ihre Blätter fallen, um nicht durch Verdunstung kostbare Feuchtigkeit zu verlieren. Kahl wie in Europa im Winter stehen die Bäume dann da. Einer der wenigen, die zu dieser Jahreszeit blühen, ist der Mahua-Baum oder Indische Butterbaum. Für viele Pflanzenfresser sind seine süßen Blüten dann nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle, sondern auch das einzige Mittel, um ihren Durst zu löschen. Den Nordosten Indiens erreichen die Niederschläge erst gegen Ende der Regenzeit.
Hier liegt, südlich des Brahmaputra, der Kaziranga-Nationalpark, eines der letzten Rückzugsgebiete des Panzernashorns. Wenn der anhaltende Regen den Fluss über die Ufer treten lässt, werden weite Teile des Nationalparks überflutet. Kein Problem für diesen Dickhäuter, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Nashornarten kann das indische Panzernashorn ausgezeichnet schwimmen. Schlammbäder – und emsige Parasitenjäger wie die dem Star verwandten Hirtenmaina – helfen, die Haut zu pflegen. Das Zwergwildschwein ist das kleinste Schwein der Welt – nur etwa so groß wie ein Hase – und eine der ganz besonderen Raritäten im Kaziranga-Nationalpark. Aus langen trockenen Grashalmen baut es fast kugelförmige Nester – ein perfektes Versteck auch für den Nachwuchs, der am Ende der Regenzeit geboren wird, wenn Nahrung im Überfluss vorhanden ist.
Die Flaggentrappe baut kein Nest, sie legt ihre Eier direkt ins Gras. Während der Brut bietet die üppige Vegetation somit einen Vorteil, ganz anders ist das während der Paarungszeit. Um die Weibchen auf sich selbst – und ihren prächtigen Kopfschmuck – aufmerksam zu machen, springen die Hähne unter lautem Rufen bis zu zwei Meter hoch in die Luft. Mitunter müssen sie diese Übung mehrere hundertmal am Tag wiederholen, bis sie endlich wahrgenommen werden. Um aus ihren Brutgebieten in Zentralasien zu den Winterquartieren südlich des Himalajas zu gelangen, müssen Jungfernkraniche das höchste Bergmassiv der Welt überwinden. Einige Vögel gehen dabei den Steinadlern in die Falle, deren Jagdreviere sie durchqueren müssen.
Nach der gefährlichen Reise wartet jedoch auf die Kraniche im Süden ein reich gedeckter Tisch, und nicht alle müssen dafür bis in die fruchtbaren Niederungen Südindiens fliegen: Die Bewohner von Khichan im Bundesstaat Rajasthan füttern die ausgehungerten Vögel mit Getreidekörnern. Diese Gastfreundschaft hat sich herumgesprochen: Tausende Kraniche finden sich hier alljährlich ein – der Ort ist mittlerweile auch zu einer Attraktion für Vogelbeobachter aus aller Welt geworden. Die großen Säugetiere wie Tiger oder der asiatische Elefant sind heute selten. Meist sind geschützte Nationalparks ihr letzter verlässlicher Lebensraum, doch genießen Tiere in der indischen religiösen Tradition ein so hohes Ansehen, dass sogar gefährliche Giftschlangen wie die Kobra in manchen Gegenden als Mitbewohner willkommen sind.
Auch in Indien werden Tiere in freier Wildbahn immer weiter zurückgedrängt, doch die Natur ist mit den Traditionen und dem Leben der Menschen so stark verwoben, dass es ihr dennoch gelingt, sich zu behaupten. Die Reise durch den indischen Subkontinent dokumentiert, dass es abseits der modernen Welt immer noch Nischen unverfälschter Natur, aber auch erfolgreiches Zusammenleben von Mensch und Tier zu entdecken gibt.