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In Sevilla erlebt Anne-Sylvie Malbrancke eines der wichtigsten Buße-Rituale des Christentums: die Semana Santa. Eine Woche vor Ostern wird damit Jesus Christus’ Tod und Auferstehung gefeiert. Von Palmsonntag bis Ostersonntag gibt es zahlreiche Prozessionen. Geleitet werden sie von jeweils einer der 60 christlichen Bruderschaften der Stadt. José ist Teil einer solchen Bruderschaft. Er ist Costalero und wird zusammen mit den anderen Mitgliedern seiner Gemeinschaft einen sogenannten Paso durch die Straßen der Stadt tragen. Dabei handelt es sich um einen gewaltigen Schrein, der über zwei Tonnen wiegt und ein biblisches Motiv abbildet. Einige Stunden bevor das Ritual beginnt, treffen sich die Costaleros von Josés Bruderschaft vor der Kirche ihrer Gemeinde. Ihr Leiter, Juanma, gibt letzte Anweisungen. Alle stellen sich darauf ein, körperliche Schmerzen zu durchleiden. In wenigen Augenblicken werden sie die Kirche betreten und unter ihrem Paso verschwinden, den sie über fünf Stunden lang tragen müssen. Draußen haben sich bereits Menschenmassen versammelt, um die vorbeiziehenden Pasos anzuschauen und vor den religiösen Szenen, die sie darstellen, zu beten. In den Gesichtern der Menschen sieht man, dass es hier um weit mehr geht als um den Tod Jesu: Es geht um innere Einkehr und sehr viel Freude. Der Frühling wird begrüßt, das Leben wird empfangen.