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Im zentralen Hochland von Madagaskar unterhält das Volk der Merina eine einzigartige Verbindung zu seinen Verstorbenen. Von Juli bis September nutzt es die Trockenzeit, um einen traditionellen Ritus zu begehen: die Famadihana. Das Totenwendungsfest ist der wichtigste Ritus im Ahnenkult Madagaskars und die Gelegenheit für ein zweitägiges, ausgelassenes Fest, das die Familien zusammenführt. Zusammen mit Ndriana entdeckt die Anthropologin Anne-Sylvie Malbrancke diese alte Tradition. Ndriana exhumiert vier Mitglieder seiner Familie, darunter seinen vor 20 Jahren verstorbenen Vater. Die Totenwendung wird alle sieben Jahre begangen, manchmal auch öfter, falls in der Zwischenzeit ein Verstorbener seinem Angehörigen im Traum erscheint und ihn um Fürsorge bittet. Um seinen Vater zu ehren, ließ Ndriana ein neues Leichentuch weben. Denn bei den Merina glaubt man, dass sich die Leichentücher nach einer bestimmten Zeit abnutzen, so dass die Toten frieren und neue Kleidung brauchen. Ndriana erwartet in seinem Elternhaus ungefähr 300 Personen. Da Madagaskar zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, teilen sich die Familien die Ausgaben – sie betragen etwa zwei Jahresgehälter – und sparen monatelang für die Zeremonie. Am Tag des Rituals werden die Leichen aus ihrer Gruft geholt und der Familie, den Gästen und der Dorfbevölkerung vorgeführt. Die Nachfahren des Verstorbenen wechseln die Leichentücher und tragen den frisch „eingekleideten“ Leichnam bei Musik, Tanz und Gesang auf ihren Schultern durchs Dorf. So versammelt die Famadihana die Lebenden und feiert den Sieg des Lebens über den Tod.