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Die Gegend am Unterlauf des Omo-Flusses im südlichen Äthiopien liegt so abgeschieden, dass sich hier traditionelle Sitten und Gebräuche erhalten haben. Zu den acht großen Ethnien, die hier leben, gehören die Hamar. Sie leben in provisorischen Hütten, versprengt in der Savanne, und sind ein halbnomadisches Volk, das mit seinen Dörfern weiterzieht, immer dorthin, wo das Gras für die Herden am grünsten ist. Rinder haben einen wichtigen Stellenwert in der traditionellen Lebensweise der Hamar und spielen eine große Rolle bei ihren Riten. Die Anthropologin Anne-Sylvie Malbrancke darf bei einem Initiationsritus dabei sein. Bis jetzt wurde der 20-jährige Wale von seinem Stamm noch als Kind angesehen, doch nun ist er alt genug, um die Bewährungsprobe zu bestehen, die ihn zum Mann macht. Das Ritual, der sogenannte Bullensprung, ist gefährlich: Der junge Mann muss dreimal über die Rücken mehrerer nebeneinanderstehender Rinder laufen, die an den Hörnern festgehalten werden, ohne herunterzufallen. Beim Sprung muss er nackt sein, wie am Tag seiner Geburt. Wenn er scheitert, wird er von den Dorfbewohnern verspottet – und darf nicht heiraten. Die Hamar-Frauen zeigen sich mit den Männern solidarisch, indem sie sich auspeitschen lassen. Dieser gewaltsame Ritus ist heute im Land verboten; Regierungsvertreter besuchen die ländlichen Gegenden, um die Praxis der rituellen Auspeitschung zu unterbinden. Doch Khaya will ihrem Bruder Wale um jeden Preis ihren Mut beweisen und versteht nicht, warum die Regierung den alten Brauch verbietet. Die Narben auf ihrem Körper sollen den moralischen Bund zwischen Bruder und Schwester besiegeln.