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Schon im Altertum haben die Menschen in Indien die Tagundnachtgleiche im Frühjahr gefeiert – mit Holi, dem Fest der Farben. In der sehr traditionell geprägten Region des Bundesstaates Uttar Pradesh sind die Holi-Feiern besonders eindrucksvoll. Dabei werfen die Menschen, ganz gleich welcher Kaste sie angehören, allen, denen sie begegnen, Farbpulver ins Gesicht. Die indische Gesellschaft unterliegt einer komplexen hierarchischen Ordnung: dem Kastensystem. Die Brahmanen ganz oben auf der sozialen Leiter üben die „reinen“ Berufe aus, sind Lehrer, Anwalt oder Priester. Auf der untersten Stufe stehen die Dalits. Ihnen werden traditionell die „unreinen“ Berufe überlassen. Sie arbeiten als Färber, Müllmänner oder Metzger. Bagwan und seine Frau Ludmila sind Dalit. Holi ist ein wichtiges Fest für sie – genau wie für alle anderen Ausgestoßenen der indischen Kastengesellschaft. Dazu gehören auch die Witwen von Vrindavan. „Das Holi-Fest ist etwas Wunderbares. Ich als Dalit bin sehr glücklich, wenn ich gemeinsam mit den Brahmanen feiern kann. Ganz ohne Diskriminierung“, sagt Bagwan. Anne-Sylvie und Bagwan besuchen einen der größten Tempel der Stadt, wo das Fest gefeiert wird. Hunderte Menschen versammeln sich am Fuße des Altars und lassen sich im Namen Krishnas von Hindupriestern mit Farbpulver und buntem Wasser segnen. Ganz allmählich ändern sich die Verhältnisse in Indien. Erst kürzlich – und erst zum zweiten Mal in der Geschichte – ist ein Dalit zum Staatspräsidenten gewählt worden. Menschen wie Bagwan haben aber noch einen langen Weg vor sich.